Geschichte der Rheinpfalz bis zum Ausgange des Mittelalters. 125
streitigen Gebietes an München fiel, für Ottheiurich, den Sohn des unterdes gestorbenen Ruprecht, aber eine eigene Pfalzgrafschaft um Neubur g a/Donau errichtet wurde. Deu Beistand des Kaisers mußte Albrecht mit der Abtretung des 1363 noch den Wittelsbachern verbliebenen Restes von Tirol (Kufstein, Kitzbühel,
Rattenberg) bezahlen. Um sein Land vor dem Unsegen fernerer Teilungen zu bewahren, erließ Albrecht Iv. 1506 das Primo-Primogenitur-geniturgesetz, nach welchem Bayern als unteilbares Gebiet gesey 1506. dem erstgeborenen Prinzen in geradeabsteigender Linie zufallen, jüngere Söhne aber durch Zuweisung einer Grafschaft mit dem Erträgnis von 4000 Gulden bedacht werden sollten. So schließt das Mittelalter für Bayern mit der-Wieder-erlangung und Sicherung der staatlichen Einheit für denjenigen Teil des bayerischen Stammgebietes, der mit Beibehaltung des alten Stammnamens unter der Herrschaft des einheimischen Hauses Wittelsbach geblieben war.
Geschichte der Nheinpsalz bis zum Ausgange des Mittelalters?)
Die Würde der Pfalzgrafen bei Rhein stammt von dem vornehmsten Pfalzgrafenamt im Reich, dem lothringischen von Aachen. Als Barbarossa 1155 den Inhaber desselben, Hermann von Stahleck, wegen Landfriedensbruches zur Strafe des Hundetragens verurteilt hatte und dieser bald darauf starb, kam sein Amt 1156 au Barbarossas Stiefbruder Konrad, der besonders Hohenstaufen, um Neckar und Rhein begütert war und seinen Sitz zu Heidelberg
am Neckar aufschlug. Seine Erbtochter Agnes brachte die
Pfalz an ihren Gemahl Heinrich I. den Langen, einen Sohn Welfen. Heinrichs des Löwen. Aber wie die Hohenstaufen behaupteten sich auch die Welfen nicht im Besitz dieses Landes. Schon 1214 verlieh Kaiser Friedrich 11. nach dem plötzlichen Tode des Psalzgrafen Heinrich lt. die Pfalz grafenwürde an den Sohn Herzog Wittelsbacher. Ludwigs des Kelheimers von Bayern, £tto, der 1220 Heinrichs des Langen Erbtochter Agnes zur Gemahlin nahm und 1228
die Regierung der Pfalz antrat. Infolgedessen kam auch das
Land am Rhein und Neckar an Bayern. Im Hausverlrag von Rudolfifche Pavia 1329 verlieh es Ludwig der Bayer nebst dem bayerischen 2>nie. Nordgau oder der Oberpfalz den Nachkommen feines Bruders Rudolf. Unter dessen Sohn Ruprecht I. dem Roten (1353 —1390) sprach Kaiser Karl I\. der pfälzischen oder rndolfifchen Linie allein die Kur stimme des Hauses Wittelsbach zu, wosür Ruprecht die Hälfte der Oberpfalz gegen eine Kaufsumme an
*) Vgl. S. 128
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Albrecht_Iv Albrecht Barbarossa Barbarossa Hermann_von_Stahleck Barbarossas_Stiefbruder_Konrad Barbarossas Konrad Agnes Heinrich_I. Heinrichs Heinrichs Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Ludwigs Heinrichs Agnes Ludwig_der_Bayer Ludwig Rudolf Rudolf Karl_I\ Karl
92
Albrecht I. — Heinrich Vii. von Lützelburg.
so weitgehenden Zugeständnissen bezahlen, daß er sich später außer stand sah, dieselben zu erfüllen. Adolf suchte sich aus seiner drückenden Stellung dadurch zu befreien, daß er wie sein Vorgänger das Königtum zunächst zur Vermehrung der eigenen Hans-macht benützte. So wollte er die Landgrafschaft Thüringen und die Mark Meißen an sich bringen. Da Adols zögerte, seine Ver-Adolfs Ab- sprechnngen zu verwirklichen, erklärten ihn die Kurfürsten für ab-
lepung. gefetzt und riefen den Herzog Albrecht von Österreich zum
König aus. Adolf rückte gegen diesen heran und traf das überlegene Göllheim Heer Albrechts bei Göllheim am Donnersberg. In einem Reiter-
129h. treffen wurde Adolf von Nassau besiegt und fiel tapfer kämpfend
in der Nähe seines Gegners 1298.
Albrecht I. 1298—1308.
Demütigung Albrecht verriet bald, daß es ihm ernstlich um die Hebung
^Kurfürsten^ ^ gesunkenen Königtums wie um die Verstärkung seiner Hausmacht zu thun war. Dem gegenüber schlossen sich die rheinischen Kurfürst en zusammen und m achten Miene, ihn abzusetzen. Aber Albrecht gewann die Bürger der rheinischen Städte dadurch für sich, daß er alle von den rheinischen Fürsten willkürlich erhobenen Zölle verbot. Für diese Förderung des freien Handels auf dem Rhein strömten so große Kriegsscharen aus den dortigen Städten dem Könige zu, daß er die wiberspenstigen Kurfürsten einen nach dem andern bemütigen und unterwerfen konnte. So beugte Albrecht den Trotz der Fürsten,
wie fein Vater dem niederen Abel wegen seiner Räubereien ent-
gegengetreten war, und tierbiente sich den Dank des Bürgertums, das jetzt in Deutschland) immer mächtiger emporstrebte.
Albrechts In seinen Übrigen Unternehmungen war Albrecht nicht glücklich.
Ham-'pol,tik. @r wollte seine H>ausmacht vergrößern, was ihm jedoch nicht gelang. Schließlich erlag er der Hinterlist seines eigenen Neffen Johann. Dieser hatte schon öfter von feinem Oheim die Herausgabe eines Teiles vom Habsburgischen Länderbesitz verlangt. Als Albrecht dem Drängen des Neffen nicht nachgab, verschwor sich der letztere mit einigen Rittern gegen das Leben seines Albrechts Er-Oheims und ermordete ihn angesichts der Habsbnrg. Die
™ Hos”3 Mörder flohen, Johann, den man seit dieser That Parricida x)
nannte, nach Italien, wo er wenige Jahre nachher als Mönch in Pisa starb.
Heinrich Yii. von Lnhelburg 1308—1313.
Da den Kurfürsten die strenge Wahrung der königlichen Rechte durch Albrecht drückend erschien, wählten sie wieder einen Grasen mit
*) Gedicht: „Der Mönch zu Pisa" von I. N. Vogl.
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Extrahierte Personennamen: Albrecht_I. Heinrich_Vii Heinrich Adolf Adolf Albrecht_von_Österreich Albrecht Adolf Adolf Albrechts Adolf_von_Nassau Adolf Albrecht_I. Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht Albrechts Albrechts Albrecht Albrecht Johann Johann Albrecht Albrecht Albrechts Johann Johann Heinrich_Yii Heinrich Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Lützelburg Göllheim Donnersberg Rhein Deutschland Italien Lnhelburg
Deutsch-Südwestafrika. 39
Tie Erwerbung der deutschen Kolonien.
Als Deutschland begann, Kolonien zu erwerben, waren alle besseren Landstriche be-
reits in den Händen anderer europäischer Mächte. Nur wenige Küstenländer, die anscheinend
wertlos waren, galten als herrenlos. Hier setzten sich zunächst deutsche Kaufleute fest. 1883
schloß der Bremer Kaufmann Lüderitz Verträge mit eingeborenen „Kapitänen" ab und
erwarb von ihnen die Bucht Angra Peqnena (jetzt Lüderitzbucht) nebst bedeutenden
Küstenstrichen. Am 24. April 1884 erklärte Fürst Bismarck, daß diese Erwerbungen unter
dem Schutze des Deutschen Reiches ständen. Das war der Geburtstag der deut-
schen Kolonien! Auch am Busen vou Guinea hatten Hamburger und Bremer Kauf-
leute Handelsverbindungen angeknüpft. Im Juli 1884 wurde der berühmte Afrikaforscher
Gustav Nachtigal (damals Generalkonsul in Tunis) mit dem kleinen Kriegsschiff „Möwe"
nach Westafrika geschickt, um die deutsche Schutzherrschaft zu verkünden. Er hißte die deutsche
Flagge alsbald iu Togo und im August in Kamerun.
Im gleichen Jahre schloß der Afrikaforscher Dr. Karl Peters mit den ostafrikanischen
Häuptlingen von Usagara, Nguru, Ukami und Nseguha Verträge ab, wodurch große Lände-
reien in den Besitz einer deutschen Gesellschaft kamen. 1885 erhielt die „Deutsch-Ostasrika-
nische Gesellschaft" einen kaiserlichen Schutzbrief. Wenige Jahre darauf brach ein Araber-
aufstand aus, den der deutsche Major Wißmann niederschlug. Im Jahre 1890 wurde das
Schutzgebiet zur Kolonie. Deutschland verzichtete auf Sansibar und verschiedene Lände-
reien nördlich vom Usambaragebiet und erhielt dagegen von England die Insel Helgoland.
Im gleichen Vertrage wurden auch die Grenzen der übrigen Kolonien genauer festgesetzt.
Eine'große Bereicherung des deutschafrikanischen Kolonialgebiets erfolgte im Jahre 1911
durch die Erwerbung von Neu-Kamerun.
Wert der deutschen Kolonien.
Deutschland ist in Europa so eingeengt, daß es nicht mehr wachsen kann. Es braucht
aber neue Landflächen, und zwar aus folgenden Gründen:
1. Als Siedelungsgebiete. Alljährlich wandern etwa 30000 Deutsche nach fernen
Ländern. Ihre Arbeit geht uns verloren, wenn sie sich nicht auf deutschem Gebiete an-
siedeln. Leider ist das Klima unserer Kolonien vielfach zu uugesund für diesen Zweck.
2. Als Rohstofflieferanten. Deutschland braucht jährlich für 500 Mill. Mark
Baumwolle, für 400 Mill. Mark Wolle, für 230 Mill. Mark Kupfer, ferner Kautschuk, Pslan-
zensette, dazu Kassee, Kakao. Jetzt sind wir noch zum großen Teil auf den guteu Willen
fremder Staaten angewiesen, wenn wir diese Produkte haben wollen. Wird uns die Zu-
fuhr abgesperrt, so werden Hunderttausende von Arbeitern brotlos.
3. Als Absatzgebiete für unsere Waren. Die deutsche Industrie schafft viel
mehr Erzeugnisse auf den Markt, als wir verbrauchen können. Die anderen Kulturstaaten
erschweren uns mehr und mehr die Einfuhr unserer Waren durch Zölle. Wir brauchen also
Absatzgebiete, die uus nicht abgesperrt werden können.
Tie afrikanischen Inseln.
Die afrikanischen Inseln. Die afrikanischen Inseln sind fast alle gebirgig, weil vor-
wiegend vulkanisch.
A. Im Atlantischen Ozean gehören den Portugiesen: die Azoren, bekannt
durch ihre Orangenkultur, Madeira (madera), ausgezeichnet durch mildes Klima und Wein-
bau/die Inseln des Grünen Borgebirges, westlich vom Kap Verde (werde), daher auch
die Kapverdischen Inseln genannt. Von den vier Guinea-Inseln im innersten Teile
des Gninea-Busens sind die beiden mittleren portugiesisch, die beiden äußeren spanisch.
S. Thome allein führt 30 Mill. kg Kakao aus. — Die Kanarischen Inseln, spanisch,
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Extrahierte Personennamen: Angra_Peqnena Gustav_Nachtigal Gustav August Karl_Peters Karl Nseguha_Verträge Wißmann Thome
Extrahierte Ortsnamen: Deutsch-Südwestafrika Deutschland Guinea Tunis Westafrika Togo Kamerun Nguru Deutschland Sansibar England Helgoland Deutschland Europa Deutschland Gninea-Busens
44 Wirtschaftsgeogr aphie des Deutschen Reiches.
wie Brotgetreide, Reis, Kakao, Kaffee, Tee, Tabak usw. vermittelt uns die Welt-
Wirtschaft. Anderseits wird das Absatzgebiet der deutschen Industrie außerordentlich
erweitert und das ganze Wirtschaftsleben durch die Möglichkeit eines entsprechenden
Ausgleichs der Natur- und Jndustrieerzeugnisse gesicherter. Der erhöhte Waren-
absatz und der ausgedehnte Handel bringen vielfach große Gewinne ein und stei-
gern dadurch den Wohlstand der Bevölkerung.
Nachteile der Weltwirtschaft. Die Weltwirtschaft brmgr uns in bedenk-
liche Abhängigkeit vom Auslande. Unser Wirtschaftsleben erleidet große Schädigung,
wenn unsere Hauptbezugsquellen für wichtige Erzeugnisse wie für Getreide, Baum-
wolle u. a. versagen oder unsere Abnehmer ihre Grenzen durch Zölle verschließen.
Wir werden von allen wirtschaftlichen Krisen im Auslande stark mitbetroffen. Eine
Mißernte in Amerika, eine Rinderpest in Argentinien, ein Aufruhr in China macht
sich auch bei uns sehr fühlbar. Im Kriegsfalle erhöht sich die Gefahr für uns ganz
besonders. Es gilt dann nicht nur den eigenen Herd zu schützen sondern auch unseren
Außenbesitz und die großen Werte, die auf den Weltmeeren unter deutscher Flagge
schwimmen. Diese Doppelaufgabe zu erfüllen, dazu bedarf es vor allem eines
starken Heeres und einer tüchtigen Kriegsflotte. Wohl sind die Aufwendungen
hiefür bedeutend (1913 rd. 1^ Milliarden M. für Heer und Flotte), aber noch
lange nicht so groß als die Ausgaben des deutschen Volkes für alkoholische Getränke
(jährlich 2500—3000 Millionen M., d. i. das Doppelte des Aufwandes für
Landheer und Flotte). Unsere Ausgaben für Heer und Flotte sind eben die
Versicherungsgebühr für das gesamte Volksvermögen.
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1. Das deutsche Land.
41
Geldverkehr. In innigem Zusammenhang mit dem Aufschwung von Handel
und Gewerbe steht der Geld der kehr. Er hat im Deutschen Reiche gleichfalls
einen gewaltigen Umfang angenommen.
1900 1905 1910 1912
13 Milliarden Mark,
12 »
Seehandel
Landhandel
Den Mittelpunkt des deutschen Geld- und Bankwesens bildet die Reichsbank
in Berlin. Neben ihr haben eine führende Rolle die sog. 4 V-Banken erlangt: die
Diskonto-Gesellschaft (Berlin), die Deutsche Bank (Berlin), die Dresdener Bank
und die Darmstädter Bant*) Auch im Ausland sucht eine Reihe von deutschen
Banken den unmittelbaren Zahlungsverkehr mit der deutschen Handelswelt uuter
Ausschaltung des englischen Geldmarktes zu vermitteln. Die Hauptbörsen sind
in Berlin, Frankfurt a. M. und Hamburg. Deutsches Geld ist aber auch in Mil-
l) Deutsche Banken.
Aktienkapital.
Diskontogesellschaft. . . 300 Mill. M.
Deutsche Bank .... 250
Dresdner Bank .... 200
Reichsbank......180
Darmstädter Bank. . . 160
Gesamtumsatz der Reichsbank 1916: über 1 Billion M
Die bedeutendsten bayerischen Banken sind: Die Kgl. Bank in Nürnberg, die Bayerische
Hypotheken- und Wechselbank, die Bayerische Vereinsbank und die Süddeutsche Bodenkreditbank;
diese sämtlich in München; ferner die Pfälzische Bank in Ludwigshafen a. Rh.
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Berlin Berlin Frankfurt_a._M. Hamburg Nürnberg Ludwigshafen
42 Wirtschaftsgeographie des Deutschen Reiches.
liarden im Ausland angelegt und dort werbend tätig, so in Pflanzungen, Eisen-
bahnen, Bergwerken.^)
Passive Handelsbilanz. Im deutschen Außenhandel überwog in den letzten
Jahren stets die Einfuhr über die Ausfuhr. Deutschland hatte also wie England und
die meisten hochentwickelten Länder eine sog. passive Handelsbilanz. Es wäre
indes falsch, aus dieser Tatsache auf eine ungünstige wirtschaftliche Lage unseres
Vaterlandes zu schließen, da die Handelsbeziehungen nach außen hin sich bei weitem
nicht im Warenverkehr erschöpfen. Einnahmen aus dem Verkauf entbehrlicher
Naturerzeugnisse, aus dem Überschuß von Industriewaren und dem Fremdender-
kehr, dann Zölle, Zinsen von im Auslände angelegten Kapitalien, Erträgnisse
aus der zwischenstaatlichen See-Güterbeförderung machen den Ausfall der uu-
günstigen Handelsbilanz völlig wett.
Vi. Das deutsche Volksvermögen.
Ein Volk mit so reichen natürlichen Hilfsmitteln und so zahlreichen und hoch-
entwickelten Arbeitskräften, wie das deutsche es ist, mußte allmählich auch einen großen
Zuwachs seines Vermögens erfahren. In der Tat hat Deutschlands Volkswohlstand
sich in den letzten Jahrzehnten gewaltig gehoben. Deutschland zählt jetzt zu den
reichsten Ländern der Erde. Nach zuverlässigen Schätzungen hat das deutsche
Volksvermögen das französische längst überholt und kommt dem englischen nahe.^)
In der Gütererzeugung^) und dem jährlichen Einkommen der Bevölkerung^) steht
Deutschland hinter keinem anderen Lande mehr zurück. Auch die Ausgaben für
Staatsschulden wie für die Stenern stellen sich in Deutschland im Vergleich zu
Frankreich und England auf den Kopf der Bevölkerung niedriger.^)
i) Nach zuverlässigen Schätzungen hat heute England 70, Deutschland etwa 35 und Frankreich
an 50 Milliarden M. im Ausland angelegt.
2)__Jßjoj-l-3t) er mögen (nach Helsferich).
Schätzung Deutschland Großbritannien und Irland Frankreich Vereinigte Staaten von Amerika
Milliarden Mark. . . Mark für den Kopf 3) Nach einer Sck 4) 40 Milliarden, 5) Dem Volksver 290—320 4500—4900 ätzung des Reichsa das ist auch auf d mögen stehen folge 230-260 5100-5800 mts des Innern jc en Kopf der Bevö nde Staatsschn 232 5924 hrlich 36 Milliarde kerung mehr als i lden gegenüber: 500 5500 n Ml rt Frankreich.
Staatsschulden 1912 Deutsches Reich einschl. der Bundesstaaten Großbritannien und Irland Frankreich Vereinigte Staaten von Amerika
Milliarden Mark. . . Mark für den Kopf . 20,5 310 14,8 324 26,0 658 4,3 45
Steuern 1912 Mark auf den Kopf 62,75 106,7 96,09 j
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland England Deutschlands_Volkswohlstand Deutschland Deutschland Deutschland Frankreich England England Deutschland Frankreich Deutschland Großbritannien Irland Frankreich Amerika Frankreich Großbritannien Irland Frankreich Amerika
68
Gesamtüberblick über die deutschen Kolonien.
Handel. Der Gesamthandelsverkehr der deutschen Kolonien stellt im
Außenhandel Deutschlands mit seinen 21 Milliarden Mark freilich noch eine sehr
1896: Gesamthandel 32600000 M.
Einfuhr: 21 000 000 M.
«Ml Ausfuhr: 11500 000 M.
1912: Gesamthandel 263559 000 M. Einfuhr: 142 679 000 M.
Ausfuhr: 120880000 M.
Handel.
bescheidene Summe dar; er bezifferte sich 1912 (ohne Kiautschou) auf 263 Mill. Mark,
mit Kiautschou (über 220 Mill. Mark) auf rd. y2 Milliarde Mark. Im Vergleich zu
den ersten Anfängen dieses Handels bedeutet dieser Betrag immerhin einen ansehn-
lichen Fortschritt. Das Deutsche Reich ist an dem Handel der Kolonien (ohne Kiautschou)
mit rd. 2/s beteiligt. Die Steigerung des Handels zwischen dem Mutterland und
den Kolonien zeigt sich auch im Anwachsen des Schiffsverkehrs (f. S. 67).
Geldanlage. Tie Gelder, die in den Kolonien von Einzelnen oder Gesell-
schaften angelegt sind, betragen rd. % Milliarde Mark. Leider ist hieran auslän-
disches, besonders englisches Geld ziemlich stark (Im Mill. Mark) beteiligt.
1896: 62 000 000 M.
1912: 505 000 000 M.
Geldanlagen der Erwerbsgesellschaften.
Die Gesamtentwicklung unserer afrikanischen Kolonien bewegt sich in stark auf- .
steigender Linie.
Jede Kolonie ist ein Ausstrahlungspunkt für deutsche Kultur und
deutsches Ansehen. Indem wir jungfräuliches Land urbar machen und niedrig
stehende Völker zu höherer Kultur erziehen, betätigen wir uns erst als Weltvolk
und helfen den Ruhm von deutscher Tüchtigkeit über alle Erdteile verbreiten.
Damit wächst unser Einfluß auf die Völkerschicksale, auf die Weltpolitik; denn
nur dem Tüchtigen gehört die Welt. Die Anteilnahme an der Wirtschaft-
lichen Weltherrschaft muß Deutschlands Ziel sein. Wie der Brite ruft:
Rule Britannia, rule the waves; mit dem gleichen Stolze darf das Weltvolk
der Deutschen ausrufen: „Unser Feld die Welt!"
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Kampf mit der dritten französischen Republik.
147
Aus dem nördlichen Kriegsschauplatz hatte General v. Goben das Kommando erhalten, da Manteuffel vom Generalstabe der bedrohten Stellung Werders zu Hilfe gesandt worden war. Er vernichtete am 19. Januar durch die Schlacht bei 8t. Clttßutitt me französische Nordarmee fast vollständig.
L 2? o nrbakis Angriff an der Lisaine siegreich
abgeschlagen, rückte er beim Herannahen der Unterstützung gegen den tjrenu öoc, der Dort N^antenffel gegen die Schweizer Grenze gedrängt wurde und im traurigsten Zustand über den Jura auf neutrales Gebiet übertrat, wo er mit etwa 150 000 Mann entwaffnet und bis zum Frieden verpflegt wurde. Mit dem ^ J i ^er Burgund auftretenden Armee war auch das Schicksal des tapfer verteidigten Belsort besiegelt, das sich am Ib. Februar unter der Bedingung eines ehrenvollen Abzuges der Besatzung ergab.
«Lchon vorher war auch die Riesenfestung Paris gefallen?) die nach viermonatlicher Einschließung und acht wöchentlicher Be-
örv™28;3^1:.1871 Al ergab. Zugleich war ein Raffen stillstand abgeschlossen worden. Bald daraus einigten sich Graf Bismarcf und Thiers, der Präsident der französischen Republik, zu Versailles über die Vorbedingungen des Friedens Frankreich hatte an das unterdessen errichtete deutsche Reich das Olsaß ohne Belfort und Deutschlothringen mit Metz und Jedenhofen abzutreten und eine Kriegsentschädigung von fünf Milliarden Franken zu zahlen, nach deren Erlegung in drei Jahren dao franzosifche Gebiet von den deutscheu Truppen geräumt werden mußte Am 1. März hielt ein Teil des deutschen Belagerungs-Heeres fernen Ernzug in Paris?) Am 10. Mai wurde'der endgültige Fnede zu ^-rantfurt3) am Main durch Bismarck der unterdessen zum Fürsten und Reichskanzler erhoben worden, und .jules Favre unterzeichnet.
Die Errichtung des deutschen Reiches 1871.
5)M,tärlhe^°Efle fr<?e6ni§ be§ Krieges zwischen Frankreich und Leuychland war, daß das letztere yne gesicherte Westgrenze er-
') Lies „Der Fall von Paris" von Ad. Stern.
kam 2 sro1-- beut,d)en Gruppen wieder abgezogen waren (3. März)
tarn es am Ib. Dmrz zu einem allgemeinen Aufstand der Arbeiterviertel' Paris geriet unter die Gewaltherrschaft der «ommunif n S
Är fcusns T\fr\-Stx',rn* d.r -ml.7.n"un'd "nl b?mig7i.d.r-,k,chl'°g-n to"lb' ,22' M°i) °°-> Mac.
frimi» W °°" - .8a6t im5 freu'n und
' vi" 7 !em von H. Stadelmann. — Friedensseier" unn fr "Deutschlands Siegesdank" von E. Rittershaus “
10*
St. Quenti 19. Jan.
Französische Ostarmee in die Schweiz 1. Febr.
Übergabe von Paris 28. Jan.
Waffen-
stillstand.
Vorsriede.
Einzug in Paris 1. März. Frankfurter Friede 10. Mai 187
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Extrahierte Personennamen: Graf_Bismarcf Thiers März H._Stadelmann Rittershaus “ März
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Paris Paris Versailles Paris Versailles Versailles Paris Paris Versailles Paris Paris Frank-National-
Äußere Politik des deutschen Reiches 1871—1900. 153
bewohnten Provinzen Westpreußen und Posen ^wieder kräftig aufnahm, indem durch ein eigenes Ansiedelungsgesetz 1886 der Regierung 100 Millionen Mark zum Ankaufe von Grundstücken für deutsche Bauern und Arbeiter zugewiesen wurden, eine Summe, die 1898 auf 200 Millionen Mark und 1902 abermals um 250 Millionen Mark erhöht wurde. Durch diese innere Besiedelung knüpfte Preußen an die Kulturarbeit Friedrichs d. Gr. an und nahm zugleich den Schutz des Deutschtums in Gegenden auf sich, die eifrigen Polonisiernngsbeftrebungen ausgesetzt sind.
Während der Durchführung all dieser inneren Reformen hatte die Reichsregierung nie die Wehrhastigkeit Deutschlands außer acht gelassen. So wurden nicht nur alle neueren Erfindungen für die Ausrüstung und Bewaffnung der deutschen Truppen nutzbar gemacht, sondern auch die Stärke des deutschen Heeres mehrmals erhöht ebenso wie die der Kriegsflotte.
b) Äußere Politik.
Die Erhaltung und Vermehrung der starken Heeresmacht, über die das deutsche Reich verfügt, geschah durchaus nicht zu kriegerischen Eroberungen. Daß die feierlichen Verheißungen seiner Begründer, daß das deutsche Reich ein Reich des Friedens sein wolle, aufrichtig gemeint gewesen, bewies seine ganze äußere Politik in den drei ersten Jahrzehnten seines Bestehens. Stets strebte es danach, den Frieden unter den Kulturstaaten zu erhalten. Das gelang denn auch der genialen und versöhnlichen Staatskunst seines ersten Kanzlers des Fürsten Otto von Bismarck (1871—1890) im wesentlichen.
Schon 1872 vermochte er die Kaiser Wilhelm I., Franz Joseph von Österreich und Alexander Ii. von Rußland auf einer Zusammenkunft zu Berlin zum Abschluß des Dreikaiserbündniffes, in welchem die drei mächtigsten Reiche des Festlandes sich zur Wahrung des Friedens in Europa verbanden. Dieses Bündnis jedoch erlitt durch den russisch-türkischen Krieg1) (1877—78). der die deutschfeindliche Partei in Rußland erstarken ließ, einen so harten Stoß,
') Im russisch-türkischen Krieg 1877—1878 verhütete Bismarck eine größere Ausdehnung des Krieges, indem er angesichts der großen Erregung, welche die Friedensbedingungen von San Stefano in England und Österreich hervorriefen, die Berliner Konferenz 1878 veranlaßte, auf der er sich redlich bemühte, die widerstreitenden Interessen Rußlands, Österreichs und Großbritanniens wie die der Türkei und der kleineren Balkanstaaten in Einklang zu bringen. Obwohl er hiebei die Wünsche Rußlands soweit als möglich unterstützte, schlug doch die russische Presse einen feindseligen Ton gegen Deutschland an, indem sie die Sache so darstellte, als ob dieses die Schuld daran trage, daß nicht alle Forderungen Rußlands verwirklicht werden konnten. Der russische Staatskanzler Gortschakow billigte in persönlicher Eifersucht auf Bismarck eine derartige Haltung der russischen Zeitungen und arbeitete auf ein russischfranzösisches Bündnis hin, das seit 1891 auch besteht.
Wehrkraft
Deutschlands.
Friedens-
politik.
Dreikaiserbündnis 1872.
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